Mit ihrem Solo Album AMATEUR kehrt die Jazz Kontrabassistin Heidi Fial an das Instrument ihrer Jugend zurück: die Stromgitarre. Ein Instrument, dessen winziges Signal sich mit Zutun von elektrischem Strom und durch glühende Röhren gejagt in ein vielschichtiges Sprachrohr verwandelt. Sie erschafft und entfesselt geduldige Lied-Kreaturen, fragmentartige Instrumentalstücke aus jenen Lebensphasen, in denen für sie das Musikschaffen rein intuitiv und frei von Zweckdienlichkeit ist.
Diese Platte ist eine visuelle, musikalische und philosophische Hommage an die Hingabe und Ehrlichkeit, mit der wir unsere Aktivitäten als Amateure neben unserem Beruf und ohne komerzielle Beweggründe, ausüben. Die historische und kulturelle Relevanz der daraus resultierenden Werke wird oftmals unterschätzt, und auch ihr künstlerischer Wert. Womöglich der wichtigste Aspekt ist aber jener: in diesen Lebensbereichen sind wir autonom, ungezwungen und begeistert - und haben keine Zeit um Krieg zu führen.
Die technische Ausführung dieses Projektes spielt auch eine wesentliche Rolle. Ganz im Zeitgeist Heidi Fial's Jugendjahre wurde auf Magnettonband aufgenommen, analog gemischt und gemastert und die visuelle Gestaltung kommt aus der eigenen Dunkelkammer.
Bei den Bildern handelt es sich um Filmstills von 9,5 mm Schmalfilm, dem ersten von Filmamateuren verwendeten Heimkino-Filmformat aus dem Jahr 1922. Ich habe einen Weg gefunden, diese Einzelbilder zu vergrößern, Negativkopien anzufertigen und sie in der Dunkelkammer auszubelichten. Jedes Exemplar des Albums ist ein Unikat und enthält eine Originalphotographie; die Motive variieren.
"AMATEUR riecht nach Röhre und schmeckt nach Honig !"
Alle Tracks wurden live und ohne künstliche Overdubs gespielt und aufgenommen auf einem 4-Spur-Kassettenrekorder und einem 2-Spur-Tonbandgerät. „Oh sweetest song“ ist eine Übersetzung von Rainer Maria Rilkes „Liebeslied“, gesprochen von Colin Ridgeway (in memoriam). Die Original-Sprachaufnahme aus dem Jahr 2012 wurde mit einer Plattenschneidemaschine aus den 1930er Jahren direkt auf Schallplatte übertragen. Sowohl Band als auch Tonträger wurden live auf Stereoband abgemischt und anschließend digital für den Vinyl-Schnitt gemastert.
Tonbandaufnahme, Mix und Mastering - Chris Janka
Kassettenaufnahmen - Heidi Fial
Technische Unterstützung - Emil Kindlein
Gestaltung, Text, Filmstills und Photographien von Heidi Fial
Inniger Dank an Izbel Hügelgrün, Colin Ridgeway, Schnuckenak Muzo Reinhardt, Chris Janka, Emil Kindlein, Lydia Garnitschnig, Clemens T. Schedler, Vlado Juščák und alle guten Geister
alle Kompositionen geschrieben und gespielt von Heidi Fial
hiss and groove records 2023
Realisiert mit freundlicher Unterstützung der Stadt Wien | Kultur