Dieses Archiv ist dazu gedacht elternlose, in Materie gebannte Geschichte zu bemerken, zu erhalten und zum Leben zu erwecken.
Es werden regelmäßig Exponate und Filmmaterial für Ausstellungen, Kunst- und Forschungsprojekte eingesetzt oder zur Verfügung stellt.
Meine Amateurfilm Sammlung begann mit ein paar Filmrollen, die ich am Dachboden meines verstorbenen Großvaters fand. Ich fand seine Drehbücher, seine Studien, seine Kameras, Gerätschaften zum Sichten, Schneiden und für Tonaufnahmen. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nichts vom Filmschaffen meines Großvaters. Er war im Grunde ein klassicher "Amateurfilmer", der als angesehener Professor an der Universität die Lehrfilme für seine Studenten selber drehte und zuhause im Schlafzimmer schnitt und mit Zwischentitel versah. Die Filme sind alles andere als dilettantisch, ganz im Gegenteil. Doch solche Filme fallen offiziell in die Kategorie "Amateurfilm".
Später hatte ich das Glück in der technischen Abteilung des Filmarchiv Austria einen Arbeitsplatz zu finden und Teil eines groß angelegten Projektes zur Rettung und Archivierung österreichischen Amateurfilmerbes zu sein. Die Mannigfaltigkeit der Amateurfilme, die ich bei der Digitalisierung und Restaurierung zu sehen bekam und bekomme ermöglicht ungeahnte Einblicke in das Leben unserer Vorfahren. Diese Tätigkeit hat mich inspiriert meine Forschung im privaten Rahmen und auch im Kontext mit meinen anderen Interessensgebieten (zB Archiv der Untarhaltung und des Wissens) weiterzuführen und meine eigene Sammlung auszubauen.
"Amateur" ist heutzutage ein anderes Wort für Dilettant, tendenziell ein Ausdruck von Geringschätzung. Seinerzeit war ein Amateur jemand, der eine Tätigkeit nicht beruflich, aber aus Leidenschaft und ohne komerzielle Hintergedanken, ausübte. Teil eines Amateur(film)-Klubs zu sein war ein Zeichen für ernsthaftes Interesse am Erlernen technischer Perfektion, vielleicht auch als Sprachrohr, um eigene Themen vermitteln zu können. Die Werke der Amateure aus allen Bereichen der Kunst und des Handwerks sind aus genau diesem Grund ausgesprochen ehrlich, meist liebevollst gestaltet und manchmal auch so provokant, wie es sich ein Profi nicht erlauben könnte.
Was im ersten Augenblick uninteressant oder sogar lächerlich erscheinen mag, birgt beim genaueren Hinsehen ungesehene Hinweise über unsere Herkunft und Identität. Schon im Jahr 1923 kam die erste für den Privatgebrauch konzipierte Handkamera auf den Markt, gemeinsam mit dem ersten Schmalfilmformat, das sich auch für kurze Zeit weltweit durchsetzen sollte: der mittig perforierte 9,5mm Film.
Die bewegten Bilder, die in vertrauter Umgebung auf Schmalfilm gebannt wurden, erzählen einen sonst schwer zu erforschenden Aspekt der Geschichte: nämlich den emotionalen. Das Privatleben, Familiengeschichte, die Interessen vor und hinter der Kamera, die Erlebnisse, die wichtig und filmenswert erschienen.
Daß die ersten Privatfilme, jene aus den Jahren 1923 bis in die späten 1960er Jahre, die Welt eher aus der Perspektive wohlhabender Familien, die sich Film und Equipment leisten konnten, zeigt, ist klar. Doch auch aus diesen Jahren finden sich Filmdokumente, die Einblick in Szenarien aus allen Gesellschaftsschichten gewähren. Interessant und aufschlußreich sind letztendlich alle.